Gedicht der Woche
31.Oktober 2021
von Monika Spatz (Kommentare: 0)
Oktober
Oktober schüttelt das Laub vom Baum
und gibt es den Winden zu eigen.
Die führen es fort im weiten Raum,
weit fort von den trauernden Zweigen.
Die stehen jetzt da mit kahlem Haupt:
Wer hat uns beraubt, wer hat uns entlaubt?
Wo sind die Blätter, die lieben, geblieben?
Doch die, vom wirbelnden Winde getrieben,
haben längst vergessen, wo sie gesessen.
Rudolf Löwenstein
24.Oktober 2021
von Monika Spatz (Kommentare: 0)
Weht der Wind,
Was sind Rosen ohne dich?
17.Oktober 2021
von Monika Spatz (Kommentare: 0)
Erntedank
Sind vom Feld die letzten Garben,
Heimgeborgen Korn und Stroh,
Eh die bunten Blumen starben,
Mal uns du mit tausend Farben,
Herbst, die Welt noch einmal froh.
Braun die Birne, gelb die Quitte,
Und den Apfel mal uns rot!
Und in all der Farben Mitte
Mal als goldnen Spruch die Bitte:
Gib uns unser täglich Brot.
Herbert von Hoerner
10.Oktober 2021
von Monika Spatz (Kommentare: 0)
O trübe diese Tage nicht
O trübe diese Tage nicht,
Sie sind der letzte Sonnenschein,
Wie lange, und es lischt das Licht
Und unser Winter bricht herein.
Dies ist die Zeit, wo jeder Tag
Viel Tage gilt in seinem Wert,
Weil man's nicht mehr erhoffen mag,
Dass so die Stunde wiederkehrt.
Die Flut des Lebens ist dahin,
Es ebbt in seinem Stolz und Reiz,
Und sieh, es schleicht in unsern Sinn
Ein banger, nie gekannter Geiz;
Ein süßer Geiz, der Stunden zählt
Und jede prüft auf ihren Glanz –
O sorge, dass uns keine fehlt,
Und gönn' uns jede Stunde ganz.
Theodor Fontane
3.Oktober 2021
von Monika Spatz (Kommentare: 0)
Herbst
Nun kommen die letzten klaren Tage
Einer müderen Sonne.
Bunttaumelnde Pracht,
Blatt bei Blatt.
So heimisch raschelt
Der Fuß durchs Laub.
O du liebes, weitstilles Farbenlied!
Du zarte, umrißreine Wonne!
Komm!
Ein letztes Sonnenblickchen
Wärmt unser Heim.
Da wollen wir sitzen,
Still im Stillen,
Und in die müden Abendfarben sehn.
Da wollen wir beieinander sitzen
In Herbstmonddämmer hinein
Und leise
Verlorene Worte plaudern.
26.September 2021
von Monika Spatz (Kommentare: 0)
Das zerbrochene Ringlein
In einem kühlen Grunde
da geht ein Mühlenrad.
Mein Liebchen ist verschwunden,
das dort gewohnet hat
Sie hat mir Treu´ versprochen,
Gab mir ein´ Ring dabei
Sie hat die Treu´ gebrochen,
das Ringlein sprang entzwei
Ich möcht als Spielmann reisen
Wohl in die Welt hinaus
Und singen meine Weisen
Und geh von Haus zu Haus
Ich möcht' als Reiter fliegen
Wohl in die blut'ge Schlacht,
Um stille Feuer liegen
Im Feld bei dunkler Nacht.
Hör' ich das Mühlrad gehen,
Ich weiß nicht, was ich will;
Ich möcht' am liebsten sterben,
Da wär's auf einmal still.
Joseph von Eichendorff
19.September 2021
von Monika Spatz (Kommentare: 0)
Der südliche Herbst III
Und so will ich, was ich werde;
Immer größer grüßt der Mond.
Palmenbaum und dunkle Erde
Werden zarter sich gewohnt.
Silbersee zieht ohne Barke
Stromgleich durch verlassnes Laub.
Und des Winzers goldne Harke
Sank beseligt in den Staub.
Dass sich Brust an Brüsten dehne!
Gib den Winden ihren Lauf!
Einer Flöte Kantilene
Spielt zum Tanz der Motten auf.
Rote Rose, Winter witternd
Kranke Frau im weißen Thron -
Heute starb, ich ahn es zitternd,
Meiner Küsse schönster Sohn.
Klabund
12.September 2021
von Monika Spatz (Kommentare: 0)
Im Herbst
Der schöne Sommer ging von hinnen,
Der Herbst der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen
So manches feine Festgewand.
Sie weben zu des Tages Feier
Mit kunstgeübtem Hinterbein
Ganz allerliebste Elfenschleier
Als Schmuck für Wiese, Flur und Hain.
Ja, tausend Silberfäden geben
Dem Winde sie zum leichten Spiel,
Die ziehen sanft dahin und schweben
Ans unbewußt bestimmte Ziel.
Sie ziehen in das Wunderländchen,
Wo Liebe scheu im Anbeginn,
Und leis verknüpft ein zartes Bändchen
Den Schäfer mit der Schäferin.
5.September 2021
von Monika Spatz (Kommentare: 0)
Sommersneige
Der grüne Sommer ist so leise
Geworden, dein kristallenes Antlitz.
Am Abendweiher starben die Blumen,
Ein erschrockener Amselruf.
Vergebliche Hoffnung des Lebens. Schon rüstet
Zur Reise sich die Schwalbe im Haus
Und die Sonne versinkt am Hügel;
Schon winkt zur Sternenreise die Nacht.
Stille der Dörfer; es tönen rings
Die verlassenen Wälder. Herz,
Neige dich nun liebender
Über die ruhige Schläferin.
Der grüne Sommer ist so leise
Geworden und es läutet der Schritt
Des Fremdlings durch die silberne Nacht.
Gedichte ein blaues Wild seines Pfads,
Des Wohllauts seiner geistlichen Jahre!
Georg Trakl
29.August 2021
von Monika Spatz (Kommentare: 0)
Reisen
Viel zu spät begreifen viele
die versäumten Lebensziele:
Freude, Schönheit und Natur,
Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise!
Höchste Zeit ist´s. Reise, reise
Wilhelm Busch