Lesepfad: Jahreswechsel
Neujahrslied
Mit der Freude zieht der Schmerz
Traulich durch die Zeiten.
Schwere Stürme, milde Weste,
Bange Sorgen, frohe Feste
Wandeln sich zur Seiten.
Und wo eine Träne fällt,
Blüht auch eine Rose.
Schon gemischt, noch eh' wir's bitten
Ist für Thronen und für Hütten
Schmerz und Lust im Lose.
War's nicht so im alten Jahr?
Wird's im neuen enden?
Sonnen wallen auf und nieder,
Wolken gehn und kommen wieder
Und kein Wunsch wird's wenden.
Gebe denn, der über uns
Wägt mit rechter Waage,
Jedem Sinn für seine Freuden
Jedem Mut für seine Leiden,
In die neuen Tage.
Jedem auf des Lebens Pfad
Einen Freund zur Seite,
Ein zufriedenes Gemüte
Und zu stiller Herzensgüte
Hoffnung ins Geleite.
Das alte Jahr vergangen ist
Das alte Jahr vergangen ist,
das neue Jahr beginnt.
Wir danken Gott zu dieser Frist.
Wohl uns, dass wir noch sind!
Wir sehn aufs alte Jahr zurück
und haben neuen Mut:
Ein neues Jahr, ein neues Glück.
Die Zeit ist immer gut.
Ein neues Jahr, ein neues Glück.
Wir ziehen froh hinein.
Und: Vorwärts, vorwärts, nie zurück!
soll unsre Losung sein.
In der Neujahrsnacht
Die Kirchturmglocke
schlägt zwölfmal Bumm.
Das alte Jahr ist wieder mal um.
Die Menschen können sich in den Gassen
vor lauter Übermut gar nicht mehr fassen.
Sie singen und springen umher wie die Flöhe
und werfen die Mützen in die Höhe.
Der Schornsteinfegergeselle Schwerzlich
küsst Konditor Krause recht herzlich.
Der alte Gendarm brummt heute sogar
ein freundliches: Prosit zum neuen Jahr!
Silvester
Ich merke nur: Die Zeit verrinnt
genauso wie zu Pfingsten.
in heimlichen Geweben.
Wenn heute nacht ein Jahr beginnt,
beginnt ein neues Leben.
Ich wünsche dir fürs neue Jahr
Ich wünsche dir fürs neue Jahr
das große Glück in kleinen Dosen.
Das alte lässt sich ohnehin
nicht über Nacht verstoßen.
Was du in ihm begonnen hast
mit Mut und rechter Müh’,
das bleibt dir auch noch Glück und Last
in neuer Szenerie.
Erwarte nicht vom ersten Tag
des neuen Jahres gleich zuviel!
Du weißt nicht, wie er’s treiben mag,
es bleibt beim alten Spiel.
Ob gute Zeit, ob schlechte Zeit,
wie sie von Gott gegeben,
so nimm sie an und steh bereit
und mach daraus dein Leben!
Elli Michler, Dir zugedacht
© Don Bosco Verlag, München 2004
Ein neues Jahr
Ein neues Jahr hat neue Pflichten.
Ein neuer Morgen ruft zu frischer Tat.
Stets wünsche ich ein fröhliches Verrichten
und Mut und Kraft zur Arbeit früh und spat.
Ein Jahr ist nichts
Ein Jahr ist nichts; wenn man's verflacht;
ein Jahr war viel, wenn man es ganz durchdacht.
Ein Jahr war viel, wenn man es ganz gelebt;
in eigenem Sinn genossen und gestrebt.
Das Jahr war nichts, bei aller Freude tot,
das uns im Innern nicht ein Neues bot.
Das Jahr war viel, in allem Leide reich,
das uns getroffen mit des Geistes Streich.
Ein leeres Jahr war kurz, ein volles lang:
nur nach dem Vollen mißt des Lebens Gang,
ein leeres Jahr ist Wahn, ein volles wahr.
Sei jedem voll dies gute, neue Jahr.
Vorüber, hinüber
Vorüber ist das alte Jahr,
Ob's fröhlich dir, ob's traurig war,
Ob du geweint, ob du gelacht,
Ob du geschlummert, ob gewacht,
Ob du die Zeit genützet hast,
Ob Müßiggang sie hat verpasst.
Das Jahr, das einst so lang dir schien,
Vorüber rauscht es, hin ist hin.
Vorüber, vorüber.
Und doch, das Jahr, das du erlebt,
Und was du drin gewirkt, erstrebt,
Der Schweiß von deinem Angesicht,
Die heil'ge Arbeit deiner Pflicht.
Dein Ringen mit des Lebens Not,
Dein Stilles ein in deinem Gott.
Was dein an Schmerz und Freude war,
Du nimmst es mit ins neue Jahr.
Hinüber, hinüber.
Die Stunde kommt, vielleicht schon bald,
Ob jugendfrisch du bist, ob alt,
Wo mehr noch wird vorüber sein,
Als dieses flüchtige Jahr allein.
Wo dir im Tod das Auge bricht
Dein Mund den letzten Seufzer spricht,
Wo einmal noch, eh du gehst fort,
Durch deine Seele tönt das Wort:
Vorüber, vorüber!
Und dann auch gibt, wie du gelebt,
Was du getan, was du erstrebt,
Was du geglaubt, was du gesollt,
Was du gekämpft, was du gewollt,
Dir unabweislich das Geleit
Hinüber in die Ewigkeit.
O denke dran bei jedem Schritt,
Was hier du lebst, es gehet mit.
Hinüber, hinüber!
Neujahrswunsch
Neujahrswunsch
In der Wünsche Blütenzeit,
Wo die Wünsche, gleich Gedanken,
Zollfrei sind und ohne Schranken,
Hätt ich manchen Wunsch bereit:
Für das Wohl der weiten Welt,
Für die groß und kleinen Staaten,
Und daß durch der Herrscher Taten
Fried und Eintracht sich erhält.
Segen dann für unsre Stadt,
Ihre Schützer und Berater,
Jeden Bürger, Hausherrn, Vater,
Und wer was zu sagen hat.
Zum Beschlüsse möcht ich wohl
Einen Wunsch mir selber gönnen.
Da ihn meine Gönner kennen,
Schweig ich, guter Hoffnung voll!
Zum neuen Jahr
Wie heimlicher Weise
Ein Engelein leise
Mit rosigen Füßen
Die Erde betritt,
So nahte der Morgen.
Jauchzt ihm, ihr Frommen,
Ein heilig Willkommen,
Ein heilig Willkommen!
Herz, jauchze du mit!
In Ihm sei's begonnen,
Der Monde und Sonnen
An blauen Gezelten
Des Himmels bewegt.
Du, Vater, du rate!
Lenke du und wende!
Herr, dir in die Hände
Sei Anfang und Ende,
Sei alles gelegt!
Was würden Sie tun, wenn Sie das neue Jahr regieren könnten
Ich würde vor Aufregung wahrscheinlich
Die ersten Nächte schlaflos verbringen
Und darauf tagelang ängstlich und kleinlich
Ganz dumme, selbstsüchtige Pläne schwingen.
Dann – hoffentlich – aber laut lachen
Und endlich den lieben Gott abends leise
Bitten, doch wieder nach seiner Weise
Das neue Jahr göttlich selber zu machen.
Das alte Jahr gar schnell entwich
Das alte Jahr gar schnell entwich.
Es konnt sich kaum gedulden
und ließ mit Freuden hinter sich
den dicken Sack voll Schulden.
Zum neuen Jahr
Zwischen dem Alten
Zwischen dem Neuen,
Hier uns zu freuen
Schenkt uns das Glück,
Und das Vergangne
Heißt mit Vertrauen
Vorwärts zu schauen,
Schauen zurück.
Stunden der Plage,
Leider, sie scheiden
Treue von Leiden,
Liebe von Lust;
Bessere Tage
Sammeln uns wieder,
Heitere Lieder
Stärken die Brust.
Leiden und Freuden,
Jener verschwundnen,
Sind die Verbundnen
Fröhlich gedenk.
O des Geschickes
Seltsamer Windung!
Alte Verbindung,
Neues Geschenk!
Dankt es dem regen,
Wogenden Glücke,
Dankt dem Geschicke
Männiglich Gut;
Freut euch des Wechsels
Heiterer Triebe,
Offener Liebe,
Heimlicher Glut!
Andere schauen
Deckende Falten
Über dem Alten
Traurig und scheu;
Aber uns leuchtet
Freundliche Treue;
Sehet, das Neue
Findet uns neu.
So wie im Tanze
Bald sich verschwindet,
Wieder sich findet
Liebendes Paar,
So durch des Lebens
Wirrende Beugung
Führe die Neigung
Uns in das Jahr.
Neujahrswunsch 1817
Wer redlich hält zu seinem Volke,
Der wünsch ihm ein gesegnet Jahr!
Vor Misswachs, Frost und Hagelwolke
Behüt uns aller Engel Schar!
Und mit dem bang ersehnten Korne,
Und mit dem lang entbehrten Wein
Bring uns dies Jahr in seinem Horne
Das alte, gute Recht herein!
Man kann in Wünschen sich vergessen,
Man wünschet leicht zum Überfluss,
Wir aber wünschen nicht vermessen,
Wir wünschen, was man wünschen muss.
Denn soll der Mensch im Leibe leben,
So brauchet er sein täglich Brot,
Und soll er sich zum Geist erheben,
So ist ihm seine Freiheit not.
Licht
Nun ist das Licht im Steigen,
Es geht ins neue Jahr.
Lass deinen Mut nicht neigen,
Es bleibt nicht wie es war.
So schwer zu sein, ist eigen
Dem Anfang immerdar,
Am Ende wird sichs zeigen,
Wozu das Ganze war.
Nicht zage gleich den Feigen
Und klag' in der Gefahr!
Schwing auf zum Sonnenreigen
Dich schweigend wie der Aar!
Und wenn du kannst nicht schweigen,
So klage schön und klar!
Zum neuen Jahr
Ein neues Buch, ein neues Jahr
Ein neues Buch, ein neues Jahr
Was werden die Tage bringen?!
Wird's werden, wie es immer war,
Halb scheitern, halb gelingen?
Ich möchte leben, bis all dies Glühn
Rücklässt einen leuchtenden Funken.
Und nicht vergeht, wie die Flamm' im Kamin,
Die eben zu Asche gesunken.
Neujahr
Altes Jahr, du ruhst in Frieden,
Deine Augen sind geschlossen;
Bist von uns so still geschieden
Hin zu himmlischen Genossen,
Und die neuen Jahre kommen,
Werden auch wie du vergehen,
Bis wir alle aufgenommen
Uns im letzten wiedersehen.
Wenn dies letzte angefangen,
Deutet sich dies Neujahrgrüßen,
Denn erkannt ist dies Verlangen,
Nach dem Wiedersehn und Küssen.
Im neuen Jahre Glück und Heil!
Im neuen Jahre Glück und Heil!
Auf Weh und Wunden gute Salbe.
Auf groben Klotz ein grober Keil,
Auf einen Schelmen anderthalbe!
Mein Neujahrswunsch
Festzustehen im Grund der Erden,
Nicht zu lockern und morsch zu werden,
Mit den frisch ergrünenden Blättern
Wieder zu trotzen Wind und Wettern,
Mag es ächzen und mag es krachen,
Dunkel zu rauschen, hell zu lachen
Und im flutenden Sonnenschein
Freunden ein Baum des Lebens zu sein.