Gedichte für Kinder: Du und die anderen
Der kleine Sünder
Gestern lief der Peter weg,
spinnefix, verstohlen.
Setzt sich Mutter den Bänderhut auf:
Wart, ich will dich holen!
Sausepeter,
Flausepeter,
kleiner Sünder, wo bist du?
Hahnematz steht auf der Wiese;
Kiek ins Grüne! kräht er.
Sag mir, bunter Kikeriki,
wo ist unser Peter?
Bummelpeter,
Schummelpeter,
kleiner Sünder, wo bist du?
Wie sie in den Garten kommt,
ist er nicht zu sehen;
bleibt sie neben dem Spargelbeet
unterm Pflaumenbaum stehen.
Aber Peter,
nirgends steht er;
kleiner Sünder, wo bist du?
Hört sie etwas lachen, horch,
oben aus dem Baume;
sitzt der Peter seelenvergnügt,
pflückt sich eine Pflaume.
Wirft ein Steinchen,
schwenkt die Beinchen,
wuppdich - Mutter, da bin ich.
Niemand
Schulreime
Hörst Du's schlagen halber acht?
Gleich das Buch zurechtgemacht!
Schau, schon rudelts, groß und klein,
dick und dünn zur Schul hinein.
Willst Du gar der Letzte sein?
Schnell die Mappe übern Kopf
Und die Kappe auf den Schopf!
Und nun spring und lern' recht viel.
Wer sich tummelt kommt ans Ziel.
Alle unsre Tauben
sind schon lange wach,
sitzen auf dem Dach,
Wer gibt denn uns Tauben was?
scharren überall.
wollen ihren Brei.
Charlotte
Charlotte Kompotte Naschmajor,
hat 'nen Bart bis an das Ohr,
leckt die Schüsseln und Teller,
nascht in Küche und Keller -
Holt ein Schloss vom Schlosser Paul!
Für wen denn?
Fürs Leckermaul.
Es war ein kleiner Junge
Es war ein kleiner Junge,
der war ein nettes Kind,
der war mal brav, mal böse,
so wie halt Jungen sind.
Der hatte blonde Haare,
die waren nie gekämmt,
und eine rote Hose
und ein gestreiftes Hemd.
Und eine kleine Nase
und einen großen Mund,
und manchmal fuhr er Roller
und hatte einen Hund.
Er war mal brav, mal böse,
so wie halt Jungen sind.
Und seine Mama sagte,
auch wenn sie niemand fragte:
Er ist ein nettes Kind.
mit freundlicher Genehmigung aus:Peter Hacks "Der Flohmarkt"
Nachdruck/Vervielfältigung nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Rechteinhabers. © Eulenspiegel Verlag Berlin
Der kleine Ritter
Hurra, mein neues Steckenpferd
hat feine flinke Beine!
Nun kauf ich mir ein großes Schwert
und reite ganz alleine.
Und reite, wie der Sturmwind weht,
rund dreimal um den Garten,
und wo der große Schneemann steht,
da muss mein Rösslein warten.
Nun komm mal her aus deiner Burg!
Dein Besen macht mich lachen.
Ich hau dich einfach mitten durch;
dann kannst du nichts mehr machen.
Da liegst du nun, du Goliath,
auf deiner weißen Nase,
und ich reit nach der nächsten Stadt,
reit vor das Tor und blase:
Herr König, Euer Feind ist tot,
mit großem Grimme focht er,
mein gutes Schwert bracht ihn in Not,
nun gebt mir Eure Tochter.
„Herein, Herr Ritter, kommt herein
mit Trommeln und Parade,
und morgen soll die Hochzeit sein,
dann gibt es Schokolade."
Vom Büblein, das überall hat mitgenommen sein wollen
Denk an! Das Büblein ist einmal
Spazieren gegangen im Wiesental;
Da wurd's müd' gar sehr
Und sagt': „Ich kann nicht mehr;
Wenn nur was käme
Und mich mitnähme!"
Da ist das Bächlein geflossen kommen
Und hat's Büblein mitgenommen;
Das Büblein hat sich auf's Bächlein gesetzt
Und hat gesagt. „So gefällt mir's jetzt."
Aber was meinst du? das Bächlein war kalt,
Das hat das Büblein gespürt gar bald;
Es hat's gefroren gar sehr,
Es sagt': „Ich kann nicht mehr;
Wenn nur was käme
Und mich mitnähme!"
Da ist das Schifflein geschwommen kommen
Und hat's Büblein mitgenommen;
Das Büblein hat sich auf's Schifflein gesetzt
Und hat gesagt: „Da gefällt mir's jetzt."
Aber sieh'st du? das Schifflein war schmal,
Das Büblein denkt: „Da fall' ich einmal“;
Da fürcht't es sich gar sehr
Und sagt': „Ich mag nicht mehr;
Wenn nur was käme
Und mich mitnähme!"
Da ist die Schnecke gekrochen gekommen
Und hat's Büblein mitgenommen:
Das Büblein hat sich in's Schneckenhäuslein gesetzt
Und hat gesagt: „Da gefällt mir's jetzt."
Aber denk! die Schnecke war kein Gaul,
Sie war im Kriechen gar zu faul;
Dem Büblein ging's langsam zu sehr;
Es sagt': „Ich mag nicht mehr;
Wenn nur was käme
Und mich mitnähme!"
Da ist der Reiter geritten gekommen,
Der hat's Büblein mitgenommen;
Das Büblein hat sich hinten auf's Pferd gesetzt
Und hat gesagt: „So gefällt mir's jetzt!"
Aber gib acht! das ging wie der Wind!
Es ging dem Büblein gar zu geschwind;
Es hopft darauf hin und her
Und schreit: „Ich kann nicht mehr;
Wenn nur was käme
Und mich mitnähme!"
Da ist ein Baum ihm ins Haar gekommen;
Und hat das Büblein mitgenommen;
Er hat's gehängt an einem Ast gar hoch,
Dort hängt das Büblein und zappelt noch.
Das Kind fragt:
„Ist denn das Büblein gestorben?“
Antwort
„Nein! Es zappelt ja noch!
Morgen gehen wir ’naus und tun’s runter.“